von gourmetfein Redakteur
02. August 2022
Der Gourmetfein-Gründer Fritz Floimayr sagt, dass die Rückverfolgbarkeit eine Frage des Wollens und nicht des Könnens sei. Mit einer eidesstattlichen Erklärung beschreitet er dabei einen ungewöhnlichen Weg.
Der oberösterreichische Landwirt Hansi Diwold vom Kirnbauernhof aus Ried kann relativ entspannt in die Zukunft blicken. Der Landwirt, der 2015 den Hof der Schwiegereltern übernahm, bewirtschaftet etwa 44 Hektar Ackerfläche. Kultiviert werden Mais, Weizen und Gerste als Futter für die Schweine. Um die Fruchtfolge abzurunden, kommen noch Zuckerrübe und Sojabohne dazu. „Am Kirnbauernhof haben wir derzeit Platz für 495 Tierwohl-Mastschweine. Davon entfallen 338 Mastplätze auf den von uns 2019 neu errichteten Außenklima-Tierwohlstall. Weitere 157 Mastplätze sind in unserem Tierwohl-Zeltstall angesiedelt“, berichtet er. Für seine Investitionen braucht der Landwirt aber eine Planungssicherheit, die er vom Hersteller Gourmetfein erhält, bei dem er seit Mai 2021 Partnerbauer ist. „Wöchentlich schwanken die Abnahmepreise, in den vergangenen zwei Jahren ergab sich daraus eine Volatilität von bis zu 50 Prozent. Aufgrund der fehlenden Planungssicherheit und der niedrigen Marktpreise geraten immer mehr österreichische Bauern in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Das zeigt sich auch in der desaströsen Entwicklung der heimischen Schweinebranche – so mussten vor drei Jahren rund 17 Prozent der Schweinebauern ihren Betrieb für immer schließen“, berichtet Fritz Floimayr, Inhaber und Gründer der oberösterreichischen Firma Gourmetfein. Er hat daher vor zwei Jahren beschlossen, neue Wege zu beschreiten und sich vom bisherigen System der Preisbestimmung an der Börse loszusagen. „Mit unseren gegenwärtig 46 Partnerbauern, die jährlich über 60.000 Schweine produzieren, sind wir eine Vereinbarung eingegangen, die nicht nur höhere Abnahmepreise, sondern vor allem auch eine Abnahmegarantie umfasst“, sagt der Inhaber.
Als erstes Unternehmen in Österreich garantiert Floimayr den Partnerbauern dabei für ein ganzes Jahr einen höheren Fixpreis, der rund 20 Prozent über dem aktuellen Marktpreis liegt. Dieser hohe Fixpreis federt Marktschwankungen gegenüber den Bauern ab und gewährleistet zudem Planungssicherheit. Fritz Floimayr: „Den Bauern muss ein gerechter Preis für ihre Ware bezahlt werden. Lebensmittel dürfen kein Geschäft für Spekulanten sein, hier handelt es sich schließlich um Tiere und bäuerliche Arbeit.“
Auch beim Thema Rückverfolgbarkeit beschreitet der Gourmetfein-Gründer Fritz Floimayr einen anderen Weg als andere Wurstproduzenten. „Ich stamme von einem kleinen Bauernhof, von dem heute keine Familie mehr leben könnte. Daher hat der starke Strukturwandel in der Landwirtschaft begonnen, mich immer stärker zu beschäftigen“, sagt Floimayr. Er ergänzt: „Auch wenn manche mit Tierquälerei und Naturzerstörung Unmengen an Geld verdienen, diese Rücksichtslosigkeit gegenüber der Umwelt und den Bauern lässt sich mit meinem Wertekanon nicht in Einklang bringen. Und so konzipierte ich eine Wertschöpfungskette, vom Feld bis zum Teller, in der meine Prinzipien im Umgang mit Tieren, der Natur und den Landwirten zum Standard werden sollten. Dies war die Geburtsstunde der Gourmetfein–Wertschöpfungskette.“ Die Konsumenten wollen laut dem Inhaber wissen, woher das Fleisch in den Produkten komme. Bei Gourmetfein lässt sich dieser Weg zurückverfolgen.
Der von Gourmetfein eingeschlagene Weg beginnt damit laut Floimayr bei den Futtermitteln und endet an den Verkaufstheken. „Bei uns gibt’s keine anonyme Ware aus dem Nirgendwo, sondern Qualitätsprodukte mit klarer Herkunft und transparenter Geschichte. Nicht zu 15 oder 20 Prozent, sondern zu 100 Prozent. Das unterscheidet uns von allen anderen.“
Eine Schlüsselrolle in dem Konzept kommt den Partner-Bauern zu. Der Geschäftsführer schloss Direktverträge mit Landwirten, denen er strenge Kriterien für die Fütterung und Haltung der Schweine und Rinder vorschrieb: hohes Tierwohl, gentechnikfreies Futter aus eigenem Getreide, glyphosatfreie Felder und Verzicht auf Antibiotika als Prophylaxe. Der Mehraufwand für die Fütterung und Haltung der Tiere wird von Gourmetfein anständig vergütet. Der Inhaber hat 46 schweinehaltende Betriebe sowie 160 Rinderbetriebe unter Vertrag, noch heute stehen laut Floimayr weit über 100 Bauern auf der Warteliste.
Was Fritz Floimayr im Übrigen von allen anderen Produzenten unterscheidet: Auf jeder Packung ist der Name des Landwirts abzulesen, von dessen Hof das Fleisch stammt. Eine Investition in spezielle Software und genaue Kennzeichnung des Fleisches bis hin zu den Packstationen machten die lückenlose Überprüfung der Herkunft möglich. Mit der Angabe des Bauernhofes auf jedem Produkt‧etikett werde der Bauer wieder vor den Vorhang geholt, so Floimayr. Das bedeute verdiente Anerkennung und Wertschätzung für seine wertvolle Arbeit.
Die Angabe des Produzenten auf der Verpackung schlage sich im Übrigen auf den Preis einer Leberkäsesemmel für den Konsumenten lediglich mit einem Cent nieder, sagt Floimayr. Ein Schnitzel koste zum Beispiel im Handel einen Cent mehr. „Für diesen Betrag kann der Konsument wissen, auf welchem Bauernhof die Tiere aufgewachsen sind. Es ist keine Frage des Könnens, sondern des Wollens.“
Doch damit ließ es Floimayr nicht genug sein: „Gerade in einer Branche, wo so viel Unwahrheit verbreitet wird, wenn es um die Angabe der Herkunft geht, wollten wir mit absoluter Transparenz und Glaubwürdigkeit punkten. Und deswegen entschied ich mich 2020 zu einem einzigartigen Schritt. Ich gab notariell beglaubigt eine eidesstattliche Erklärung ab, dass das, was auf der Packung steht, auch wirklich drinsteckt.“ Dass Floimayr sich damit rechtlich angreifbar machen würde, war ihm bewusst. Dennoch hat der Inhaber die eidesstattliche Erklärung abgegeben: „Ich habe mich entschlossen, diese persönliche Haftung zu übernehmen, weil ich ein unmissverständliches Signal aussenden möchte. Bei uns steht der Eigentümer selbst zu dem, was das Unternehmen behauptet. Wir verarbeiten ausschließlich die Ware von unseren Partner-Bauern.“
Floimayr geht dabei aber noch weiter: Der Unternehmer fordert eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung für Rohstoffe. „Wenn uns als Gesellschaft das Tierwohl, der Klima- und Umweltschutz sowie die österreichische Herkunft von Lebensmitteln was wert sind, dann müssen wir umdenken. Auch wenn das Endprodukt dann geringfügig mehr kostet.“
Sieht Floimayr Export‧chancen für seine Produkte? „In Deutschland sind wir mit unseren Produkten bereits bei über 2.000 Partnern vertreten, Tendenz stark steigend. Die Konsumenten hat es vor allem überzeugt, dass die besondere Rohstoff-Herkunft ein absolutes Alleinstellungsmerkmal von uns geworden ist, auf das sie gern zurückgreifen.“
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