von Fritz Floimayr
17. Juli 2021
Als ich ein Junge war, einige Jahrzehnte ist es nun doch schon her, gab es in unserem Dorf noch einen Metzger. Er entsprach diesem Idealtyp, wie wir ihn nur noch aus der Werbung kennen. Unser Metzger war ein Fachmann, der die Herkunft der Tiere kannte, die er händisch zerlegte und zu Spezialitäten verarbeitete. Er gab einem auch die Anleitung für die Zubereitung eines Fleischstücks mit, wenn man es brauchte. Perfektes Service, würde man heute sagen.
Diese Zeiten sind vorbei, dessen bin ich mir bewusst. Andererseits könnte es aber bald zu einem Wiedererstarken dieser Arbeitsweise kommen. Die Zeit war noch nie so günstig dafür. Die Konsumenten verändern sich, Regionalität und Transparenz rücken in den Fokus der Aufmerksamkeit. Das hat was mit dem steigenden ökologischen Bewusstsein zu tun, aber auch mit dem Wunsch nach Ursprünglichkeit in einer Welt, die entrückt ist. Eine große Chance.
Ich bin kein großer Nostalgiker, aber das Gute von früher in moderner Form würde gerade bei Fleisch schon Sinn machen. Der Bezug der Konsumenten zur Herkunft der Lebensmittel steht für mich im Zentrum. Sie haben ein Recht zu wissen, woher ihr Fleisch kommt. Wie sollen sie denn auch sonst Verantwortung am Teller übernehmen? Bei gourmetfein drucken wir daher auf jede Packung nicht nur die Herkunftsregion, sondern auch den Namen der Bauernfamilie, die den Rohstoff liefert. Dieser kompromisslose Einblick ist wohl einzigartig im deutschsprachigen Raum.
Obwohl viele Menschen die Kleinbauern als Nahversorger, Landschaftspfleger und als Motoren des ländlichen Raums schätzen, schreitet der Niedergang der kleinteiligen Landwirtschaft stark voran. Abschwächen werden wir diesen fatalen Trend nicht alleine mit Appellen an die Konsumenten, sie mögen doch regional einkaufen. Vor allem nicht, solange wir ihnen dazu keine Möglichkeit geben, weil wir ihnen nicht sagen, woher ihr Essen stammt. Transparenz und garantierte Rückverfolgbarkeit sind also Grundvoraussetzungen für den Einbezug der Konsumenten.
Wir leben das als Unternehmen, unterstützen aber auch den gesellschaftlichen Wandel. Landwirte, Natur und Klima, wir alle profitieren, wenn der Bezug zur Herkunft der Lebensmittel stärker wird. Ich mag mich einer Utopie hingeben, aber ich bin davon überzeugt, dass gerade wir Lebensmittel-Erzeuger einen gewaltigen Beitrag leisten können, wenn wir glaubwürdig agieren. Die Technologie ist reif, Konsumenten verlangen danach, jetzt braucht es auch noch mehr Mut zum Handeln im Handel.
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